Information: Die familia sacra

Gemälde: Die HeiligeSippe (entstanden um 1530)
Jörg Breu d.Ä. und Jörg Breu d.J.: „Die heilige Sippe“, um 1530

Die Blutsverwandtschaft Jesu nimmt laut biblischer und altkirchlicher Überlieferung in der Jüngerschar Jesu und in der nachösterlichen Urgemeinde wichtige Schlüsselpositionen ein:

Die Apostelgeschichte benennt  die Führungspersönlichkeiten der „Heiligen von Jerusalem“: Simon Petrus sowie Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus – außerdem Jakobus, der „Bruder des Herrn“, Dieser rückte spätestens nach der Christenverfolgung unter Herodes Agrippa im Jahr 42, bei der der Zebedäussohn Jakobus getötet wurde, in die Führungsriege auf und wurde, zusammen mit Johannes und Simon Petrus von dem Apostel Paulus als „Säule“ bezeichnet.
Die Söhne des Zebedäus waren Jesu Cousins, was man aus dem Vergleich einiger Bibelstellen schließen kann:

Aus Mt 27,56 geht hervor, dass die Kreuzigung von drei Frauen aus dem Jüngerkreis beobachtet wurde:

  • Maria Magdalena,
  • Maria, der Mutter von Jakobus und Josef
  • der Mutter der “Donnersöhne”, deren Vater Zebedäus war.

In Mk 15,40 werden ebenfalls drei Frauen genannt:

  • Maria Magdalena,
  • Maria, die Mutter von Jakobus des Kleinen
  • Salome

Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob die beiden Evangelien von den gleichen Frauen am Kreuz sprechen oder ob sie sich gegenseitig widersprechen.
M.E. weisen die unterschiedlichen Bezeichnungen der Frauen  auf die gleichen Personen hin:

  1. Bei der Mutter des von Jakobus und Josef und der von Jakobus des Kleinen handelt es sich wohl um Maria, die Mutter Jesu:
    Wir wissen (zB aus Mk 6,3), dass Jesus einige Geschwister, darunter mehrere Brüder hatte, wobei einer namens Jakobus eine wichtige Rolle spielte. Dieser scheint sich von Jesus in seiner Körpergröße unterschieden zu haben, weswegen einige ihn „den Kleinen“ nannten.
  2. Der Schluss liegt nahe, dass die Salome aus dem Markusevangelium zugleich die Mutter der Donnersöhne und die Witwe des Zebedäus aus dem Matthäusevangelium ist.

Im Joh 19,25 werden vier Frauen erwähnt, die die Kreuzigung Jesu beobachteten:

  • die Mutter Jesu (welche im Johannesevangelium nie mit ihrem Namen bezeichnet wird),
  • ihre Schwester,
  • die “Maria des Kleopas” (was bedeuten kann, dass diese Frau die Mutter oder aber die Ehefrau des Kleopas war),
  • Maria Magdalena.

Wenn man davon ausgeht, dass auch in der Johannesevangelium-Version die Augenzeugen aus den anderen Evangelien genannt werden, zeigt sich, dass Salome die Schwester von Maria und Tante von Jesus gewesen ist. Daraus ergeben sich wiederum eine Reihe von Folgerungen:
Als Jesus nach seiner Taufe im Jordan (oder nach seiner Vertreibung aus Nazareth (Lk 4)) die Stadt Kapernaum am See Genezareth aufsuchte, konnte er damit rechnen, dass er bei seiner Tante und seinen Cousins ein Quartier bekam. Diese Annahme passt gut zu einer Aussage Salomes aus dem koptischen Thomasevangelium (Logion 61), dass Jesus an ihrem Tisch gegessen und in ihrem Bett geschlafen habe.

Die familiären Verwicklungen verdichteten sich wohl noch durch die Ankunft der Maria mit den Geschwistern von Jesus (Mk 3,32) und den Geschehnissen auf dem Weg nach Jerusalem (Mt 20,20 ff).
Dies alles ergibt nicht nur jede Menge Stoff für dramatische  Jüngerbiographien, sondern deutet darauf hin, dass die “sacra familia” – also der Jesus-Clan – zu Beginn der nachösterlichen Zeit die Urgemeinde der Christen dominiert zu haben scheint – immer vorausgesetzt, dass die unterschiedlichen Evangelien verlässliche und einigermaßen übereinstimmende Angaben machen.

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